von Mark Whitwell
Täglich erreichen uns Nachrichten über junge Menschen und Erwachsene, die unter psychischen Belastungen leiden. Nach dem neuesten Bericht von UNICEF zur Situation der Kinder weltweit leiden 13 Prozent der Menschen im Alter zwischen 10 und 19 Jahren an einem diagnostizierten psychischen Leiden.
Tiefes Mitgefühl für alle, die versuchen, die Gesellschaft zum Laufen zu bringen. Mittlerweile ist es jedoch offensichtlich geworden, dass die vererbten und bestehenden sozialen Strategien, die wir übernommen haben um das menschliche Leben zu verstehen, nicht funktionieren. Wenn dukha (das Leiden) einen bestimmten Punkt erreicht hat, ist der Jahrtausende alten Yoga-Tradition nach, Veränderung die einzige Option.
Somit stellt sich die Frage, welche Veränderungen notwendig sind?
Um eine Kultur der Dysfunktion umzukehren und ein Leben der intimen Verbundenheit und des Wohlbefindens für alle wiederherzustellen, sind drei Schritte erforderlich.
1 Wir erkennen und lösen das tief verwurzelte kulturelle Muster der Entfremdung von der Natur auf, welches sich durch den europäischen Kolonialismus weltweit verbreitet hat und uns derzeit alle betrifft.
Ein Muster, das unsere inhärente Verbindung zum Kosmos – der Mutter – verleugnet. Ein Muster, dass sich in Form eines subtilen oder auch deutlich spürbaren Gefühls der Trennung von uns selbst, anderen und dem Kosmos gegenüber zeigt. Psychische Probleme entstehen oft durch den Glauben, vom Leben getrennt zu sein und den verzweifelten Versuch, eine verlorene Verbindung auf irgendeine Weise wiederherzustellen.
Viele Methoden aus der religiösen und der New-Age-Welt, wie Yoga, Meditation, Atemarbeit und die Durchführung von Ritualen, haben gemeinsam, dass sie auf der Grundannahme „Ich bin getrennt“ basieren.
Die Vorstellung, von der Natur getrennt zu sein, ist lediglich eine Idee – ein intellektueller Fehler ohne wirkliche Realität. Tatsächlich hat niemals eine Trennung stattgefunden. Wenn man darüber nachdenkt, was den eigenen Körper erhält und was der Körper eigentlich ist, wird schnell klar, dass es die Schönheit, Harmonie, Kraft und die inhärente Ruhe der natürlichen Welt sind.
Daher gibt es keine Schritte, die unternommen werden müssen. Allein mit diesem Verständnis kann der Mensch den unreflektierten Druck einer kulturell verordneten Suche loslassen und sich stattdessen in den natürlichen Zustand und in das Wunder des bereits gegebenen Lebens hinein entspannen.
2 Wir bewegen uns und atmen in der EINEN Realität, die ALLES ist.
Durch die Sanftheit der täglichen Yoga-Praxis lernen wir, an der inhärenten Verbindung zur Natur teilzuhaben, die bereits vorhanden ist. Wenn es eine gewisse Eigendynamik im Geist der kulturellen Muster (samskara) gibt, dann ist Yoga eine äußerst nützliche Praxis. Yoga bedeutet, zu empfangen, was wir brauchen, und freizulassen, was wir nicht brauchen.
Diese Art von Intimität mit uns selbst und anderen ermöglicht uns die emotionale Verdauung, die nötig ist. Der Atem bewegt uns fließend durch die Abfolge der Emotionen, ohne dass wir in einem bestimmten Stadium stecken bleiben. Wir durchlaufen den Zyklus von Taubheit zu Angst, von Wut zu Schmerz, von Trauer zu Mitgefühl, Vergebung und Liebe. Auf jeder Stufe sind wir in der Lage, die nächste grundlegende Emotion oder die Ursache der Emotion, in der wir uns gerade befinden, vorherzusagen. Und gelangen so schnell wie möglich zur Trauer.
Viele Menschen stellen fest, dass sie, indem sie beginnen, durch eine einfache Yogapraxis für sich selbst zu sorgen, spontan freundlich zu anderen werden. Es ist wirklich eine Art Güte gegenüber dem eigenen Leben. Das Freundlichste, was man für sich selbst tun kann, ist sich zu bewegen und zu atmen, liebevoll mit seinem eigenen Körper umzugehen. Dieses Yoga, das wir praktizieren, ist die Liebe zum Selbst, die Liebe zum Leben, zum SELBST in Großbuchstaben – dem Leben selbst. Wenn ich mein Leben liebe, kann ich auch andere spontan lieben. Yoga hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere sozialen Probleme der Hartherzigkeit und bringt Güte als Prinzip für ein gesundes soziales Miteinander hervor.
3 Wir wenden das Weltliche dem Heiligen zu.
Die innige Verbundenheit mit dem Leben, mit der nährenden Quelle des Seins, mit der Harmonie des Kosmos ist ganz offensichtlich das Geburtsrecht eines jeden Menschen. Wir alle verdienen es, unser Leben als einen integrierten und zutiefst geliebten Teil des Ganzen zu empfinden. Die politischen Institutionen und religiösen Strukturen der Menschheit müssen sich dafür einsetzen, das Leben in all seinen Formen zu unterstützen und innige Verbundenheit in unsere Gemeinschaften zu bringen, anstatt gegen sie zu arbeiten. Es wird die Weitsicht verantwortungsvoller politischer Entscheidungsträger erfordern, das Heilige zu erkennen und zu sehen, dass das Leben eine Einheit darstellt, welche Weltanschauungen und Stammesdenken transzendiert. Ihre Unterstützung des Aufbaus der öffentlichen Yoga-Bildung wird die Menschheit retten. Das Bedürfnis nach einem kulturellen Übergang zu einem gesunden Leben in intimer Verbundenheit, frei von Grausamkeit, wird jeden Tag lauter. Mögen die Verantwortlichen von Religion, Wirtschaft und Politik hören, was die Weisheitstraditionen der Menschheit zu bieten haben.
Im Januar 2023 wurde die Heart of Yoga Foundation als globales Vehikel ins Leben gerufen, um die Werkzeuge des Yoga den Menschen nahezubringen. Die Stiftung umfasst das Peace Project (Friedensprojekt): Durch diese Initiative wird Yoga als tiefgründiges Mittel zur Versöhnung und Heilung in Konfliktzonen gebracht. YES – Yoga Education in Schools (Yoga Bildung in Schulen): Das Ziel dieser Initiative ist es, jungen Menschen durch Yoga und Atemübungen einfache, praktische Techniken zu vermitteln, mit denen sie selbstbewusst und gelassen den Herausforderungen des Lebens begegnen können; und den Yoga Teacher Equity Fund: eine Initiative, die es Lehrern aus finanziell benachteiligten Verhältnissen ermöglicht, an Lehrerausbildungen und -kursen teilzunehmen.
Wenn du eines dieser Projekte unterstützen möchtest – sei es mit einer Spende oder durch deine Mithilfe – findest du weitere Informationen auf der Seite: Heart of Yoga Foundation Seite.
Den englischen Originaltext kannst du hier lesen: How to Change the World: 3 Steps for Global Mental Health